Geldwäsche 101: Einführung und Anleitung
Geldwäsche 101: Einführung und AnleitungGeldwäsche 101: Einführung und Anleitung
Geldwäsche - ein erster Überblick
Zum 1. Januar 2024 trat eine Überarbeitung des bis dahin geltenden Geldwäschegesetzes (GwG) in Kraft, mit der unter anderem verstärkte Sorgfaltsmaßnahmen und Kontrollen der Identität von Kund:innen einzuhalten sind. Demnach müssen sogenannte „Verpflichtete“ (beispielsweise Banken, Verwalter von Vermögenswerten und Krypto-Anlagen, Immobilien- und virtuelle Immobilienmakler) verdächtige Aktivitäten an die FIUs und andere zuständige Behörden melden.
In diesem Beitrag zum Thema Geldwäsche geht es darum, wie etwa Banken Verdachtsfälle identifizieren, welche Auswirkungen und Konsequenzen für Unternehmen entstehen können und wohin die Reise in Bezug auf Geldwäscheprävention geht.
Was versteht man unter Geldwäsche?
Ganz einfach erklärt: Wer Geld „wäscht“, will verbergen, woher das Geld kommt. Zum Beispiel, weil es durch verbotene Dinge wie Korruption, Diebstahl oder Drogenhandel gemacht wurde. Etwas allgemeiner formuliert, bezeichnet Geldwäsche den Prozess, durch den illegal erworbenes Geld in den legalen Finanzkreislauf eingeschleust wird. Hierbei versuchen Kriminelle, die Herkunft ihres Geldes zu verschleiern, indem sie es beispielsweise durch eine Vielzahl von Transaktionen und legitimen Geschäften “waschen”. Dadurch erscheint das Geld legal, obwohl es aus kriminellen Aktivitäten stammt.
Woher stammt der Begriff “Geldwäsche”?
Der Begriff “Geldwäsche” stammt ursprünglich aus den USA und wurde in den 1920er Jahren im Zusammenhang mit der Mafia und einem Waschsalonbetrieb von Al Capone populär. Das Geld aus illegalen Aktivitäten wurde durch scheinbar legale Geschäfte geschleust, um seine Herkunft zu verschleiern.
Warum ist Geldwäsche ein Problem für die Wirtschaft und Gesellschaft?
Geldwäsche ist eine kriminelle Aktivität, die nationale und internationale Wirtschaftskreisläufe erheblich schwächt – weshalb die Gesetzgebung hierzu kontinuierlich angepasst wird. Sie passiert im kleinen und im großen Stil immer dann, wenn Einkünfte aus kriminellen Aktivitäten verschleiert werden. Ob Wirecard, Panama Papers, Paradise Papers oder FinCen Files: Die Liste der Geldwäscheskandale der vergangenen Jahre könnte endlos fortgesetzt werden. Das Ausmaß ist zwar naturgemäß schwer einzuschätzen, aber laut Committee of Experts on the Evaluation of Anti-money Laundering Measures and the Financing of Terrorism (MONEYVAL) werden weltweit jedes Jahr zwischen 500 Milliarden und einer Billion US-Dollar gewaschen.
Darüber hinaus untergräbt Geldwäsche das Vertrauen in Finanzinstitute und deren Stabilität und führt zu unfairen Wettbewerbsbedingungen, da illegal erworbene Gelder in legitime Märkte einfließen und diese verzerren können. Die Gewinne aus Geldwäsche werden oft in Aktivitäten reinvestiert, die den sozialen Zusammenhalt und die öffentliche Sicherheit gefährden.
Wie erkennen Banken und Finanzinstitute Verdachtsfälle von Geldwäsche?
Banken und Finanzinstitute setzen verschiedene Methoden ein, um Verdachtsfälle von Geldwäsche zu erkennen. Mithilfe von Software werden ungewöhnliche Transaktionsmuster und hohe Beträge überwacht. Die Identitätsprüfung von Kund:innen, auch bekannt als “Know-Your-Customer-Verfahren” (oder kurz “KYC”) soll sicherstellen, dass die Institute wissen, mit wem sie es zu tun haben. Verschiedene KI-basierte Algorithmen und maschinelles Lernen identifizieren verdächtige Aktivitäten, die von Menschen übersehen werden könnten. Spezialisierte Teams in den Finanzinstituten untersuchen auffällige Transaktionen und führen Hintergrundüberprüfungen durch.
Welche Konsequenzen drohen Unternehmen, die die Geldwäschevorschriften nicht einhalten?
Unternehmen, die gegen die geltenden Geldwäschevorschriften verstoßen, riskieren hohe Geldstrafen. Aufgedeckte Verstöße werden mit empfindlichen Geldbußen geahndet, die Verantwortlichen können strafrechtlich verfolgt werden – und es drohen sogar Freiheitsstrafen.
Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang der enorme Image-Schaden, der in vielen Fällen den Verlust von Kund:innen und Geschäftspartner:innen nach sich ziehen kann. Fehlende Compliance kann also die Geschäftstätigkeit beeinträchtigen und zu regulatorischen Maßnahmen führen.
Welche gesetzlichen Maßnahmen gibt es gegen Geldwäsche?
Zu den gesetzlichen Maßnahmen zur Geldwäscheprävention gehören das Geldwäschegesetz (GwG), das die Pflichten zur Prävention und Meldung von Geldwäscheaktivitäten in Deutschland regelt. Wie zu Beginn bereits erwähnt, wird dieses Gesetz kontinuierlich angepasst, zuletzt Anfang 2024.
Die EU-Antigeldwäsche-Richtlinien harmonisieren die Geldwäschebekämpfung innerhalb der EU und setzen Standards für alle Mitgliedsstaaten. Zudem bestraft § 261 des Strafgesetzbuchs (StGB) die leichtfertige Geldwäsche.
Wie verpflichtet das Geldwäschegesetz (GwG) Unternehmen in Deutschland?
Das Geldwäschegesetz (GwG) legt verschiedene Verpflichtungen für Unternehmen in Deutschland fest. Sie müssen Risiken identifizieren und Maßnahmen zur Minimierung dieser Risiken implementieren, also die Pflichten des Geldwäschegesetzes erfüllen (§§ 4 Abs. 5, 10 Abs. 6a GwG). Dies betrifft beispielsweise gewerbliche Händler von Gütern, die Bargeldgeschäfte ab einem Schwellenwert von 10.000 Euro oder mehr tätigen.
Hinzukommen weitere Unternehmensgruppen, die verpflichtet sind, verdächtige Aktivitäten an die zuständigen Behörden zu melden:
- Anwälte, Steuerberater und Notare
- Wirtschaftsprüfer und vereidigte Buchprüfer
- Immobilienmakler bei Miet- und Kaufobjekten
- Versicherer
- Veranstalter und Vermittler von Glücksspielen.
Die verantwortlichen Mitarbeiter:innen in den Unternehmen – etwa aus dem Verkauf oder der Buchhaltung – sollten regelmäßige zielgruppen- oder themenbezogene Schulungen erhalten, denn nur so können sie in die Lage versetzt werden, Geldwäsche zu erkennen und die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.
Welche internationalen Organisationen sind an der Bekämpfung von Geldwäsche beteiligt?
Nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Globalisierung der Märkte sind inzwischen mehrere internationale Organisationen als zentrale Instanzen bei der Bekämpfung von Geldwäsche etabliert:
- Die Financial Action Task Force (FATF) setzt globale Standards und fördert deren Umsetzung.
- Interpol unterstützt die internationale Strafverfolgung und den Informationsaustausch.
- Das United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) bietet technische Unterstützung und fördert die internationale Zusammenarbeit.
Welche Methoden werden typischerweise bei Geldwäsche verwendet?
Zu den gängigen Methoden der Geldwäsche gehören Placement, Layering und Integration:
- Placement oder Platzierungsphase: Das inkriminierte Geld wird erstmals in den legalen Wirtschaftskreislauf eingebracht. Man könnte auch sagen, dass in diesem ersten Schritt Bargeld in so genanntes Buchgeld umgewandelt, also bei Banken eingezahlt wird.
- Layering oder Verschleierungsphase: Komplexe (auch) internationale Finanztransaktionen werden genutzt, um die Herkunft des Geldes zu verschleiern. Das geschieht häufig, indem eine ganze Reihe von Transaktionen über komplexe, unübersichtliche Firmengeflechte erfolgen.
- Integrationsphase: Das Geld gelangt aus einer scheinbar legalen Quelle, also etwa einem Bankkonto, zurück zum Straftäter, der nun das illegal hin- und her transferierte Geld in legitime Geschäfte, wie den Kauf von Immobilien oder Luxusgütern, investieren kann.
Wie können Unternehmen die Anfälligkeit für Geldwäsche feststellen?
Um die Anfälligkeit von Unternehmen hinsichtlich einer möglichen Anfälligkeit für Geldwäsche festzustellen, sind umfassende Risikobewertungen durchzuführen. Dabei gilt es zu analysieren, welche Bereiche besonders gefährdet sind und auch zu überprüfen, ob die internen Kontrollen robust und effektiv sind. Regelmäßige Audits helfen dabei, Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben.
Welche Schulungen sollten Mitarbeitende erhalten, um Geldwäsche erkennen und verhindern zu können?
Es gibt eine ganze Reihe von zertifizierten Anbietern von Schulungen zur Geldwäscheprävention, die beispielsweise zu folgenden Themen schulen:
- Aktuelle rechtliche Vorgaben der nationalen und EU-Behörden
- Ausarbeitung von Regelwerken (etwa Grundsätze, Verfahren, Kontrollen) zur Einhaltung von Geldwäsche-Vorschriften
- Aufgaben einer Geldwäsche-beauftragten Person
- Überprüfung und Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Geldwäsche-Prävention
- Mitarbeiter:innenschulung und Zuverlässigkeitsprüfung der zuständigen Mitarbeitenden
- Ansprechpartner:innen für Behörden
- Aufbewahrungspflicht relevanter Dokumente
Je nach Branche variieren die Anforderungen an die individuell erforderlichen Schulungsinhalte natürlich, aber für jedes Unternehmen das Geldwäschepräventionsmaßnahmen vorhalten muss, gilt:
Nur mit regelmäßigen Schulungen können die Mitarbeitenden die individuell relevanten rechtlichen Vorgaben einhalten – und Unternehmen davor schützen, Geldwäscher – unwissentlich – bei ihren illegalen Transaktionsgeschäften zu unterstützen. Haben sie Tipps zum frühzeitigen Erkennen typischer Verdachtsmomente sowie zum korrekten Umgang damit, kann Geldwäsche also häufig verhindert werden.
Können Technologien wie Künstliche Intelligenz bei der Bekämpfung von Geldwäsche helfen?
Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen sind entscheidend bei der Bekämpfung von Geldwäsche. Mit Hilfe von KI-Lösungen lassen sich große Datenmengen schneller verarbeiten und analysieren, wodurch verdächtige Muster besser erkannt werden können.
- Echtzeitüberwachung ermöglicht eine direkte Reaktion auf verdächtige Aktivitäten, wodurch die Zeit bis zur Intervention verkürzt wird.
- Automatisierte Prozesse können dabei helfen, Fehler und Inkonsistenzen zu vermeiden, die bei manuellen Überprüfungen auftreten können.
Welche Rolle spielen KYC-Verfahren (Know Your Customer) bei der Bekämpfung von Geldwäsche?
KYC-Verfahren sind entscheidend, um Geldwäsche zu verhindern – sie sind sogar gesetzlich vorgeschrieben und bilden eine zentrale Säule in der Erfüllung der Anti-Geldwäsche-Gesetze (GwG) und der EU-Richtlinien.
Nicht bloß Finanzinstitute müssen demnach die Identität ihrer Kund:innen überprüfen und sicherstellen, dass diese rechtmäßig handeln. Viele Unternehmen in anderen Branchen haben ebenfalls die Vorgabe, KYC-Verfahren zur Bekämpfung von Geldwäsche einzusetzen.
KYC-Verfahren helfen dabei, ein Risikoprofil für jeden Kund:innen zu erstellen, was es den Instituten ermöglicht, verdächtige Aktivitäten leichter zu erkennen. Durch KYC wird sichergestellt, dass Finanztransaktionen transparent und nachvollziehbar sind, was es Kriminellen erschwert, illegale Gelder unbemerkt zu transferieren.
Mit innovativen Lösungen wie etwa VideoID oder AccountID ist WebID als Vorreiter im Bereich webbasierter und KI-gestützter Identifikationslösungen darauf spezialisiert, GwG-konforme Identifikationsverfahren für Finanzdienstleister und Unternehmen zu implementieren. Mit diesen Lösungen können die eingangs erwähnten “Verpflichteten” juristische und reale Personen präzise und schnell identifizieren und so sicherstellen, dass hinter jeder Transaktion echte Menschen stecken – somit also zur Einhaltung der Anti-Geldwäsche-Bestimmungen beitragen. Und in einem weiteren Nebeneffekt dabei unterstützen, Geldwäsche effektiv zu bekämpfen.
Wie beeinflussen geopolitische Faktoren das Risiko und die Methoden der Geldwäsche?
Geldwäsche ist schon lange ein Grenzen überschreitendes, internationales Problem. Durch die Globalisierung nicht nur der Finanzmärkte sind die Methoden zur Geldwäsche komplexer geworden, weshalb die Verfolgung und Eindämmung illegaler Transaktionen schwierig bleibt.
Geopolitische Faktoren beeinflussen nachvollziehbar die Risiken und Methoden der Geldwäsche. In politisch instabileren, weniger regulierten Regionen sind die Kontrollmechanismen oft schwächer ausgeprägt, was die Geldwäsche erleichtert. Mit wirtschaftlichen Sanktionen gegen Länder oder Einzelpersonen können die Wege der Geldwäsche zwar verändert werden, aber die Erfahrung zeigt, dass Kriminelle immer neue Wege für die Geldwäsche finden.
Welche Zukunftstrends sind im Bereich der Geldwäschebekämpfung zu erwarten?
Bei der Geldwäschebekämpfung geht es darum, die Präventionsmechanismen und auch die Möglichkeiten zur schnelleren Erkennung zu optimieren.
- Instrumente
Als zentrales Zukunftsthema im Bereich der Geldwäschebekämpfung können sicherlich die Methoden und Instrumente betrachtet werden, hier vor allem der erweiterte Einsatz von KI und maschinellem Lernen. - Globale Standards
Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die Kooperation zwischen den Ländern und Organisationen verstärkt werden, um global einheitliche Standards zu etablieren und durchzusetzen. - Kryptowährungen
Als dritter Zukunftstrend können neue Gesetze und Vorschriften zur besseren Überwachung und Kontrolle von Krypto-Handelsplätzen und -währungen betrachtet werden, um auch in diesem Segment Geldwäsche besser zu verhindern.
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