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Laundromat

The Laundromat – November Ausgabe 2025

EU-Kommission setzt Monaco auf die schwarze Liste

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Verfasst vonGranados Alejandro
Veröffentlicht am19.11.2025

In dieser Ausgabe schauen wir unter anderem auf das Fürstentum Monaco, den nach dem Vatikan zweitkleinsten Staat der Erde. Ähnlich wie der Kirchenstaat spielt Monaco mit seinen gerade mal 2,084 Quadratkilometern geografisch kaum eine Rolle, ist jedoch bekannt dafür, die (Einfluss-)Reichen und Schönen dieser Welt magisch anzuziehen.

Thema des Monats: Geheime Absprachen, Korruption, Geldwäsche: EU-Kommission setzt Monaco auf die schwarze Liste

Das Fürstentum Monaco galt lange als Steuerparadies, wird diesem Ruf allerdings nicht mehr gerecht, weil dieses kleine Land an der Côte d’Azur längst an die regulatorischen Anforderungen der EU angepasst ist. Trotzdem sind die Steuerbedingungen für die knapp 40.000 Bewohnerinnen und Bewohner durchaus vorteilhaft: Bis auf französische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger zahlen sie weder Einkommens-, Vermögens-, Grund-, Erbschafts- oder Schenkungssteuer. Mit einem steuerlichen Wohnsitz im Fürstentum bleibt das Einkommen damit weitgehend erhalten. Dividenden, Kapitalgewinne und Zinsen bleiben hier ebenfalls steuerfrei. Auch Unternehmen profitieren, denn nur wer über 25 % seines Umsatzes außerhalb Monacos erzielt, zahlt Körperschaftsteuer (25 %, oft reduziert). Neue Firmen sind in den ersten zwei Jahren vollständig steuerbefreit, bevor die Belastung schrittweise steigt.

Obwohl Monacos Regierung eng mit den Aufsichtsbehörden kooperiert, nahm die EU-Kommission das Land im Juli 2025 auf die so genannte schwarze Liste auf, und folgte damit der FATF (Financial Action Task Force), die Monaco 2024 bereits auf die graue Liste setzte. Als Gründe dafür, dass Monaco nun neben Ländern wie Afghanistan, Syrien oder Venezuela auf der Liste der Hochrisikoländer zu finden ist, wird angegeben, dass die Maßnahmen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung noch nicht ausreichen.

Dem zuvor gegangen waren Ermittlungen, die bereits 2021 aufgenommen wurden.

Korruptionsverdacht im Umfeld des Fürsten von Monaco

Der Verdacht richtet sich gegen einen „Viererklub“ aus engen Vertrauten von Fürst Albert, die sich jahrelang bereichert haben sollen. Im Mittelpunkt stehen der Präsident des Obersten Gerichtshofs, Didier Linotte, Alberts Jugendfreund und Anwalt Thierry Lacoste, Ex-Kabinettschef Laurent Anselmi sowie der Steuerexperte Claude Palmero. Der Skandal, der auch den mächtigen Immobilienunternehmer Patrice Pastor betrifft, weitete sich Mitte Juli 2023 mit Hausdurchsuchungen und Ermittlungen wegen Korruption und Bestechung aus. In Monaco, wo der Quadratmeter bis zu 100.000 Euro kostet, geht es um Macht, Geld und Einfluss auf einem der teuersten Immobilienmärkte der Welt.

Ausgelöst wurde die Affäre durch die im Ausland re¬gis¬trier¬te Internetseite „Les Dossiers du Rocher“, die seit 2021 mit Artikeln, Videos und vertraulichen Dokumenten den Korruptionsverdacht ge¬gen die vier genannten Männer geschürt hatte, darunter Kontoauszüge und E-Mail-Wechsel. Medienberichten zufolge hatten sich Hacker Zugang zu La¬costes E-Mail-Konto verschafft.
Fürst Albert zog direkt Konsequenzen, trennte sich umgehend von diesem „Viererklub“ und ist Nebenkläger in den laufenden Verfahren. Schon länger arbeitet er an einem Imagewandel und verspricht „mehr Transparenz und Ethik“.
Doch die Probleme der Grimaldis sind damit nicht beseitigt. Denn Anfang Juni 2025 veröffentlichte „Le Monde“ verschiedene Aussagen, die Palmero während der laufenden Ermittlungen gegenüber der Polizei tätigte – mit äußerst pikanten Details über die Geldgeschäfte der Grimaldis. So soll beispielsweise das Vermögen der Fürstenfamilie über mehrere Umwege in Unternehmen mit Sitz in Panama angelegt sein. Und es gibt den Verdacht eines „Systems der Berechnung fiktiver Leistungen“, um Gelder zu veruntreuen und so verschiedene „Probleme“ diskret zu lösen, etwa kompromittierende Fotos aus dem Verkehr zu ziehen.

Der Druck auf Monaco steigt

Dies hat zur Folge, dass verstärkte Überprüfungen, erhöhte Melde- und Transparenzpflichten sowie ein erhöhter regulatorischer Druck auf Monaco ausgeübt werden, um die bisherigen Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verbessern. Die erhöhte Überwachung könnte Monaco als Finanzzentrum mit seinen über 30 Finanzinstituten weniger attraktiv machen und zu einer Neubewertung von Geschäftsbeziehungen führen, denn auch Finanzinstitute außerhalb des Zwergstaats sind in die Pflicht genommen:

  • Verschärfte Sorgfaltspflichten: Finanzinstitute müssen bei Geschäften mit Monaco erweiterte Sorgfaltspflichten anwenden, wie die Überprüfung der Geldquelle und der wirtschaftlich Berechtigten.
  • Verstärkte Meldepflichten: Es gibt strengere Meldepflichten für Finanzinstitute, um verdächtige Aktivitäten zu melden.

Man kann also durchaus zu dem Schluss kommen, dass die Aufnahme in die graue FATF- sowie die schwarze Liste der EU-Kommission das Risiko einer negativen Beeinträchtigung des Rufs von Monaco in der globalen Finanzgemeinschaft zur Folge hat.
Aus der dreiteiligen ARTE-Dokumentation „Monaco: Zwergstaat mit großer Geschichte“ empfehlen wir „Dandys und Strohmänner“ sowie „Stars und Immobilienmakler“.

In Case You Missed It: Geldwäschenachrichten im Überblick

Mann verliert mehrere hunderttausend Euro bei Kryptobetrug

Ende Oktober veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung eine DPA-Meldung, der zufolge ein Mann aus dem Rems-Murr-Kreis über zwei Monate hinweg Opfer von Kryptobetrug geworden ist und dabei mehr als 300.000 Euro verloren hat.
Über eine Werbeanzeige auf der Social-Media-Plattform Instagram trat er einer WhatsApp-Gruppe bei, in der sich Interessierte angeblich zum Thema Investieren in Aktien und Kryptowährungen informierten. Den Tätern gelang es, den Mann immer wieder zu Investitionen zu bewegen.
Der Geschädigte erhielt über eine App Zugang zu einem gar nicht existierenden Depot, auf dem sich angeblich Gewinne in Millionenhöhe befanden. Als der Mann sich einen Teil seiner Gewinne auszahlen lassen wollte, sollte er abermals einen sechsstelligen Betrag zahlen, um Zugriff zu erhalten. Nachdem er Anzeige erstattet hatte, flog der betrügerische „Handel“ auf.
Finanzbetrug über Chatgruppen nimmt immer weiter zu. Im Raum Ravensburg traf es beispielsweise zuletzt einen 60-Jährigen, der rund 1,2 Millionen Euro auf einer betrügerischen Kryptohandelsplattform verlor.

Italien beschlagnahmt Campari-Aktien im Wert von 1,3 Mrd. Euro

Campari, bekannt für Marken wie Aperol, Crodino oder Cynar, ist mit einer Marktkapitalisierung von mehr als sieben Milliarden Euro einer der größten Spirituosenkonzerne Italiens.
Italiens Finanzbehörden haben nun Aktien des Spirituosenkonzerns Campari im Wert von rund 1,3 Milliarden Euro beschlagnahmt, wie wir Anfang November 2025 – ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung – nachlesen konnten. Hintergrund sind Vorwürfe, denen zufolge Steuern bei Auslandsgeschäften hinterzogen wurden.
Die Aktien gehören der Mehrheitsaktionärin Lagfin, Luxemburg, die 51,8 % an Campari hält. Die Ermittlungen begannen nach einer Steuerprüfung 2023/24 und betreffen nicht deklarierte Gewinne aus einer früheren Fusion („Exit-Tax“) von über fünf Milliarden Euro.

Leseempfehlungen

Know Your Business (KYB)

Unabhängig davon, ob es darum geht, ein Immobiliengeschäft mit einem Unternehmen in Monaco in die Wege zu leiten oder eine andere Geschäftsbeziehung einzugehen, sind Finanzinstitute darauf angewiesen, valide Quellen zur Identifikation der wirtschaftlich Berechtigten zu nutzen – und es gibt hervorragende Lösungen dazu, wie ein effizienter KYB-Prozess sicher initiiert werden kann.

Enhanced Due Diligence (EDD)

Nachdem Monaco von der Europäischen Kommission auf die schwarze Liste gesetzt wurde, unterliegen Finanzinstitute im Fürstentum strengeren Meldepflichten für verdächtige Aktivitäten. Dies geht einher mit der Notwendigkeit, im Rahmen von KYC-Prozessen Enhance Due Diligence, also die verstärkte Sorgfaltspflicht, einzuhalten.

Wir empfehlen hierzu den Glossar-Beitrag „Enhanced Due Diligence“.

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